
Hamburg (dpa/lno) – In Erinnerung an den im Februar bei einem Zugunglück ums Leben gekommenen Historiker Thomas Großbölting will die rot-grüne Koalition einen Preis oder ein Stipendium nach ihm benennen. Der Senat solle die Einrichtung einer Auszeichnung für herausragende interreligiöse und religionswissenschaftliche Forschungsarbeiten prüfen, heißt es in einem Antrag der Regierungsfraktionen für die Bürgerschaftssitzung am 21. Mai.
Großbölting starb am 11. Februar bei einem Zugunglück
Großbölting war im Alter von 55 Jahren ums Leben gekommen. Er saß in dem ICE, der am 11. Februar auf seinem Weg von Hamburg nach München noch in der Hansestadt an einem Bahnübergang mit einem Lastwagen zusammengestoßen war. In dem Zug befanden sich insgesamt 291 Menschen, 25 von ihnen wurden verletzt. Der Lkw hatte schwere Bahnschienen geladen, die durch die Wucht des Aufpralls weit über den Unfallort im Stadtteil Rönneburg verstreut wurden.
Großbölting war geschäftsführender Direktor der Akademie der Weltreligionen und Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte an der Universität Hamburg und prägte maßgeblich die zeitgeschichtliche und religionswissenschaftliche Forschung in der Hansestadt. Öffentlich bekannt wurde er besonders durch seine Studien zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen. Zuletzt war er als Gutachter zu Bernhard Nocht an der Debatte um die Umbenennung des Hamburger Tropeninstituts beteiligt.
Großbölting «baute Brücken zwischen verschiedenen Fachdisziplinen und brachte sowohl den Dialog zwischen Religionen als auch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit voran», sagte die SPD-Wissenschaftsexpertin Philine Sturzenbecher. Sein Tod sei ein tragischer Verlust für die Forschungsgemeinschaft in Hamburg und weit darüber hinaus. Mit dem Antrag für die kommende Bürgerschaftssitzung «wollen wir sein Wirken würdigen und die Forschung in seinen zentralen Themenfeldern der Hamburger Zeitgeschichte und religionswissenschaftlichen Studien fördern».
Gwosdz: «Es ist uns wichtig, sein Andenken zu ehren»
Grünen-Fraktionschef Michael Gwosdz betonte: «Es ist uns wichtig, sein Andenken zu ehren und dafür zu sorgen, dass gesellschaftlich relevante Forschung auch künftig die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient.» Daher der Wunsch nach einer Auszeichnung für herausragende Forschungsarbeiten zur interreligiösen und religionswissenschaftlichen Forschung.