
Sylt/ Flintbek (dpa/lno) – Vor Sylt treiben im Moment zahlreiche Quallen im seichten Wasser oder liegen tot am Strand. Auch in anderen Küstenorten in Schleswig-Holstein schwammen die Tiere näher am Ufer als sonst.
Beunruhigend seien die vielen Nesseltiere jetzt im Sommer aber nicht, sagte Dennis Schaper, Leiter der Schutzstation Wattenmeer auf Sylt, der Deutschen Presse-Agentur. «In einer Kreisbewegung werden die Quallen besonders bei Ostwind sowie durch Wellen und Gezeiten aus tieferen Wasserschichten in Richtung Strand oder in Strandnähe bewegt.»
Seit Freitag seien rund fünf Tage lang zahlreiche wirbellose Meerestiere in der Nordsee vor Sylt gesehen worden. Inzwischen habe die Zahl auch aufgrund des Wetterwechsels demnach wieder leicht abgenommen.
Quallen sonst eher im tiefen Wasser
Hohe Temperaturen sorgen zudem dafür, dass die Population wächst – und dadurch in dieser Jahreszeit auch mehr Tiere angespült werden. Sie erreichen die Küste laut Schaper lebend. «Sobald sie an Land gespült werden, vertrocknen aber viele.»
Geringe Brandung begünstige diese Entwicklung. Die Quallen könnten nicht selbst manövrieren und seien den Strömungen ausgeliefert, sagte der Experte. Normalerweise treiben Quallen eher in tieferem Gewässer in Bodennähe und nicht an der Wasseroberfläche.
Gift der Qualle reizt die Haut
Die meisten in Nord- und Ostsee vorkommenden Quallen sind für den Menschen ungefährlich. Das Gift einiger Quallenarten könne beim Sprung in die Nordsee allerdings starke Reizungen oder verbrennungsähnliche Symptome auf der Haut verursachen, teilte das Landesamt für Umwelt in Schleswig-Holstein mit Sitz in Flintbek mit. Eine leichte Berührung der Tentakel reicht dafür oft aus.
Zu den drei stark nesselnden Quallenarten, die am häufigsten in Nordsee und Ostsee vorkommen, gehören laut Behörde die Gelbe Nesselqualle (umgangssprachlich auch Feuerqualle genannt) sowie die Blaue Nesselqualle und die Kompassqualle.
«Nach Hautkontakt können starke, brennende Schmerzen auftreten, gefolgt von Juckreiz, Schwellungen und gegebenenfalls striemenförmiger Blasenbildung.» Sehr selten könne es auch zu sogenannten systemischen Körperreaktionen kommen – dazu zählen Magen- und Darmbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen bis zu Atem-, Herz-Kreislauf- oder Bewusstseinsstörungen.
Beim Kontakt mit einer Qualle sollten alle auf der Haut klebenden Tentakel entfernt werden – zum Beispiel, indem sie mit Meerwasser abgespült werden. Die Fäden sollten demnach auf keinen Fall mit der Hand oder dem Handtuch abgerieben werden.
Quallen lähmen Beute mit Nesselzellen
Quallen gehören zu den Nesseltieren (Cnidaria). Namensgebend sind die auf der Außenhaut befindlichen Nesselzellen mit Nesselkapseln, die insbesondere auf den Tentakeln (Nesselfäden) sitzen.
Mit Hilfe der Nesselzellen lähmen und fangen sie ihre Beute. Bei Berührung öffnet sich die mikroskopisch kleine Nesselkapsel, ein Faden mit Stachel und Stilett wird ausgeschleudert und ein lähmendes Gift tritt aus.