Feld-Versuch: Große Drohne bringt Zwischensaat aus

Per Drohne wird das Saatgut einer Zwischenfrucht noch vor der Getreideernte aufgebracht.
Per Drohne wird das Saatgut einer Zwischenfrucht noch vor der Getreideernte aufgebracht. Foto: Markus Scholz/dpa

Lockstedt (dpa/lno) – Mit einer Großdrohne wird in Lockstedt (Kreis Steinburg) zurzeit Saat auf Feldern ausgebracht, noch bevor die Getreideernte begonnen hat. Die heute der Öffentlichkeit vorgestellt Maßnahme ist Teil des europäischen Innovations-Projekts (EIP) «Flugsaat», das noch bis 2027 läuft, wie die Landwirtschaftskammer mitteilte. Untersucht wird, ob mit der Drohnensaat Zwischenfrüchte besser wachsen als bei herkömmlichen Aussaatverfahren. Es geht auch um die Frage, ob Bestände aus der Drohnensaat mehr Nährstoffe vor der Auswaschung im Winter schützen. 

In dem Projekt unter Federführung der Landwirtschaftskammer und wissenschaftlicher Begleitung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gibt es mehrere Feldversuche in verschiedenen Naturräumen Schleswig-Holsteins. 

Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, sieht in dem Projekt eine große Bedeutung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft
im Klimawandel. Flugsaat sei eine praktische und bodenschonende
Lösung für ein immer drängenderes Problem, nämlich gleichzeitig die Erträge zu sichern und die Böden bei zunehmenden Wetterextremen zu schützen. 

Weniger Erosion und Wasserverlust im Boden?

Dadurch, dass die Saat bereits einige Wochen vor der Ernte ausgebracht wird, kann die Zwischenfrucht geschützt vor starker UV-Strahlung und Hitze dank der Restfeuchte im stehenden Getreidebestand keimen. 

Im besten Falle ist die Zwischenfrucht den Angaben zufolge zum Zeitpunkt der Getreideernte bereits wenige Zentimeter aufgewachsen und genießt einen Vegetationsvorsprung zu den bisherigen Verfahren. In denen wird nach der Ernte zunächst der Boden bearbeitet, bevor die Aussaat per Drillmaschine erfolgt. Wenn dann der Niederschlag fehlt, kann es passieren, dass die Keimung der Zwischenfruchtsaat weitgehend ausbleibt. Die Folge: der Boden bleibt länger unbedeckt, Erosionen und Wasserverlust nehmen weiter zu, wie die Landwirtschaftskammer weiter mitteilte.

Wird die Drohne den Schlepper ablösen?

Den Schlepper werde die Drohne sicherlich nicht ersetzen, sagte Prof. Eberhardt Hartung vom Institut für landwirtschaftliche Verfahrenstechnik der Universität zu Kiel. Aber sie werde ihn gut in der Praxis ergänzen und sich im alltäglichen Einsatz etablieren. Besonders dort, wo große, zusammenhängende Flächen und optimale Einsatzlogistik vorhanden ist, könne das Potenzial von Drohnen auch zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln und Dünger voll ausgeschöpft werden.

Erste Erfahrungen aus dem Süden Deutschlands zeigen den Angaben zufolge, dass die Drohnensaat nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile bringt. Dort wird die Drohnensaat mit etwa 30 Euro pro Hektar angesetzt, während eine Mulchsaat etwa 55 Euro pro Hektar und eine Aussaat mit der Drillmaschine nach einem Stoppelbruch etwa 93 Euro pro Hektar kostet.