
Hannover (dpa) – Zum 80. Jahrestag des Endes der NS-Diktatur und des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945 appellieren Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland an die Verantwortung für die Zukunft.
«Wir wissen um Gründe, die den Schrecken und Zivilisationsabbruch mit ermöglicht haben: Dazu gehört, dass die Demokratie in Deutschland nicht genügend Verteidiger und Verteidigerinnen hatte, die bereit waren, sich den ernsten Herausforderungen der Zeit zu stellen, tragfähige Kompromisse auszuhandeln und der Gewalt rechtzeitig entgegenzutreten», heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.
Der Aufstieg des Nationalsozialismus sei auch Folge von Abstiegsängsten und -erfahrungen großer Teile der Bevölkerung und der Krise der traditionellen Ordnungen gewesen: «Mit dem Wunsch nach radikaler Änderung der Verhältnisse ging eine Relativierung, Aufgabe, auch offene Ablehnung der christlichen, humanistischen und aufklärerischen Werte und ihres Menschenbildes einher.»
Werte der Demokratie verteidigen
Die Kirchen erinnern gleichzeitig an die europäische Aufbauarbeit einer globalen Friedenssicherung. Europa und auch die Deutschen durften die befreiende Erfahrung machen, dass Schuld und Gewalt und ihre Folgen nicht das letzte Wort haben müssen, wie es weiter hieß. Freiheit und Frieden, Recht und Menschenwürde würden aber nicht nur von außen bedroht.
Für alle, die sich mit den Ursachen der Katastrophen und mit der Schuld im 20. Jahrhundert auseinandersetzen mussten, stelle sich die Frage gegenwärtiger und zukünftiger Verantwortung. «Aus der Dankbarkeit für die Versöhnung erwächst der Wille: Diesmal verteidigen wir unsere Werte! Allen Versuchen, die Geister von Gewalt und Menschenfeindlichkeit wiederzubeleben, halten wir entgegen: Nicht mit uns, nie wieder!»