
Hamburg (dpa/lno) – Der Hamburger SV kann die Rückkehr in die Bundesliga perfekt machen. Mit einem Sieg gegen den abstiegsbedrohten SSV Ulm am Samstagabend (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) hat das Team von Trainer Merlin Polzin die ersehnte Rückkehr in die Bundesliga sicher. Doch auch ein Unentschieden könnte unter Mithilfe der Konkurrenz reichen. Was sind die Faktoren des möglichen Aufstiegs?
Das Duo Merlin Polzin/Stefan Kuntz
Stefan Kuntz bewies knapp ein halbes Jahr nach seinem Beginn als Sport-Vorstand Mut, als er dem jungen und unerfahrenen Merlin Polzin die Mission Bundesliga-Rückkehr auftrug, an der zuvor sieben teils sehr erfahrene Trainer wie Vorgänger Steffen Baumgart gescheitert waren. Der vorherige Assistenz-Coach Polzin nahm sich zunächst als Interims- und dann als Cheftrainer der Aufgabe an. Unter ihm blieb der Club zehn Ligaspiele ungeschlagen und erreichte wichtige Siege gegen direkte Konkurrenten.
Im Gegensatz zu ihren Vorgängern verkörperte das Duo Polzin/Kuntz einen hanseatisch-besonnenen, aber entschlossenen Stil. Polzin schreckte auch nicht vor schwierigen Entscheidungen zurück, als er Kapitän Sebastian Schonlau auf die Bank versetzte. Vor dem wichtigen Spiel in Darmstadt (4:0) sprach der erfahrene Ex-Profi Kuntz nach vorheriger Schwächephase des Clubs mit Spielern und motivierte sie – offenbar mit Erfolg.
Der Mann mit der Maske: Davie Selke
Es war wohl die wichtigste Entscheidung des Ex-Trainers Baumgart, als er Davie Selke im vergangenen Sommer vom Konkurrenten 1. FC Köln in die Hansestadt lotste. Der Angreifer ersetzte Robert Glatzel nach dessen schwerer Verletzung, traf nicht nur in wichtigen Partien und rettete dem Club durch seine bislang 21 Saisontreffer viele Punkte. Vor allem seine Mentalität und sein Umgang mit jüngeren Spielern waren große Faktoren. Auch seine Jochbeinverletzung, die ihm eine Gesichtsmaske einbrachte, konnte den 30-Jährigen nicht stoppen.
«Davie und seine Power, die er einfach hat – mit dem Ball, gegen den Ball, in der Kabine – die ist schon häufig von mir gelobt worden und das ist sicherlich auch etwas, das wir am Wochenende wieder benötigen», sagte Polzin zuletzt.
Dompé, Muheim, Elfadli und Heuer-Fernandes
Beim HSV bildete sich eine Achse aus zuverlässig auftrumpfenden Spielern. Es gibt nicht wenige, die behaupten, dass der linke offensive Flügelspieler Jean-Luc Dompé der technisch stärkste Spieler der 2. Liga ist. Regelmäßig umkurvte der 29-Jährige seine Gegenspieler und kreierte gefährliche Offensivaktionen. In 30 Partien erzielte der Dauerbrenner acht Treffer und bereitete 12 Tore vor. Hinten sorgten Torwart Daniel Heuer-Fernandes und Daniel Elfadli für Stabilität. Besonders in der Schwächeperiode kurz vor dem Rückrunden-Ende fiel der kurzzeitige Ausfall des Schweizer Außenverteidigers Miro Muheim schnell auf.
Schwäche der Konkurrenz
Der HSV leistete sich insbesondere im Endspurt viele schwache Auftritte. In drei Partien vor dem starken 4:0 in Darmstadt gab es nur einen Punkt. Der Vorteil der Hamburger: die Konkurrenz schwächelte selbst und wurde dem HSV nicht gefährlich genug. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr sammelten St. Pauli 69 und Kiel 68 Punkte. In diesem Jahr können der HSV noch auf maximal 62 und Köln 61 kommen. In beiden Fällen hatte das in der vergangenen Saison nicht für die Relegation gereicht.
Fans und finanzielle Stärke
Der HSV verpasste den Sprung in die Bundesliga in den vergangenen Jahren immer wieder, obwohl die Hanseaten zu den Clubs mit dem größten Zweitliga-Etat gehören. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Clubs, auch dank Zuwendungen von Milliardär und HSV-Investor Klaus-Michael Kühne, sind enorm. Im November präsentierte Finanzvorstand Eric Huwer zum dritten Mal hintereinander einen Millionengewinn. Zudem sind die Fans ein großer Faktor. Zum 14. Mal in dieser Saison wird das Volksparkstadion am Samstag ausverkauft sein. Die Reichweite des Vereins im gesamten sportlichen Norden ist enorm.