
Hamburg (dpa) – Auf kuriose Weise hat Ex-Europameister André Thieme zum vierten Mal nach 2007, 2008 und 2011 das deutsche Spring-Derby in Hamburg gewonnen und sich zu einer Institution in dem Reitsport-Klassiker gemacht. Der 50-Jährige aus Plau am See setzte sich Paule im Stechen des bei der 94. Auflage mit 120.000 Euro dotierten Traditionsspringens durch.
Ihm reichte ein Ritt mit acht Fehlerpunkten zum Erfolg, da der Spanier Esteban Benitez Valle zuvor im Stechparcours mit C the Stars eine Wendemarke nicht beachtet hatte und ausschied. So musste Thieme nur noch ankommen, um das Blaue Band zu gewinnen. Sie waren die einzigen Reiter, die die entscheidende Runde erreicht hatten.
Thieme ungläubig: «Stimmt das?»
«Das habe ich noch nie erlebt», sagte Thieme in der ARD. «Ich hatte mir nun den großen Strategieplan zurechtgelegt. Als der Stadionsprecher gesagt hat, er ist ausgeschieden, weil er die Wendemarke nicht mitgenommen hat, wollte ich noch einmal nachfragen: Wie denn? Wirklich? Stimmt das?» Da sei bei ihm eine Menge los gewesen im Kopf. «Damit war die Spannung raus. Und ich habe mir nur gedacht: Bloß jetzt nichts Dummes machen, dass da noch etwas passiert», sagte der Mecklenburger. «Aber Paule hat mich nicht im Stich gelassen.
Zuvor hatten Thieme und der in Hornsmühlen im Kreis Segeberg lebende Spanier über den schwersten Parcours der Welt mit 1.230 Meter Länge und 17 Hindernissen die Null-Fehler-Ritte 164 und 165 in der 105-jährigen Geschichte des Derbys hingelegt und sich so für das Stechen qualifiziert.
Dritter wurde der Luxemburger Derby-Debütant Charles Hubert Chiche auf Andaine du Thalie mit vier Fehlerpunkten. Er war schneller als Frederic Tillmann (Grevenbroich) auf Comanche, der ebenso einen Abwurf hatte.
Ahlmann im Großen Preis erfolgreich
Die am höchsten dotierte Prüfung des fünftägigen Turniers war am Samstag an Christian Ahlmann gegangen. In dem mit 250 000 Euro ausgeschriebenen Großen Preis von Hamburg setzte sich der 50-Jährige aus Marl als letzter Starter im Stechen auf dem erst zehn Jahre alten Hengst Dourkhan Hero durch und verdrängte mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt den bis dahin führenden Olympiasieger Christian Kukuk (Riesenbeck) mit seinem Gold-Pferd Checker noch auf Platz zwei.
Lob von der achtmaligen Olympiasiegerin
Bei der Premiere des neuen Turnierchefs Matthias Alexander Rath wurde die Dressur aufgewertet. Erstmals fanden auch hochklassige Fünf-Sterne-Prüfungen im Viereck statt.
Den mit 35.000 Euro dotierten Grand Prix Special sicherte sich am Samstag die achtmalige Olympiasiegerin Isabell Werth aus Rheinberg. Auf ihrem zehn Jahre alten Wallach Special Blend setzte sich die 55-Jährige vor der zweimaligen Team-Olympiasiegerin in der Vielseitigkeit, Ingrid Klimke aus Münster, auf Vayron durch.
Werth war das erste Mal seit 17 Jahren wieder beim Derby in Hamburg. «Ich komme jetzt öfters», sagte sie. «Ich glaube, dass Matthias hier in Hamburg auf einem sehr guten Weg ist und dass das Turnier wirklich Potenzial hat, die Dressur noch weiter auszubauen.»
Das 65. Dressur-Derby geriet angesichts der hochklassigen Wettbewerbe im Dressur-Viereck in den Hintergrund. Siegerin bei der Prüfung mit Pferdewechsel wurde Anna-Lena Kracht. Die Hamburgerin sammelte mit ihrem eigenen Pferd Florinio und den Pferden ihrer Konkurrenten Felix Kneese (San Simeon) und Kristin Biermann (Queensland) die meisten Prozentpunkte. Florinio war das beste Pferd.