Prozess gegen möglichen Kokainschmuggler hat begonnen

In Hamburg hat ein Prozess um Kokainschmuggel begonnen.
In Hamburg hat ein Prozess um Kokainschmuggel begonnen. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg (dpa) – Gegen einen mutmaßlichen Kokainschmuggler hat am Hamburger Landgericht am Morgen ein Prozess begonnen. Der 61-Jährige soll einer Bande angehört haben, die tonnenweise Kokain nach Deutschland gebracht und verkauft haben soll. Der Angeklagte habe auch Kokain veräußert. Die Anklage umfasst zehn Fälle und eine Gesamtmenge von zehn Tonnen Kokain.

Mehrere Prozesse zu Kokain

Am Landgericht hatte es in den vergangenen Monaten mehrere Prozesse über Kokain-Schmuggel gegeben: Im Mai wurden zwei Helfer von Kokainschmugglern zu mehrjähriger Haft verurteilt. Im selben Monat begann auch ein Prozess gegen elf Angeklagte wegen eines ähnlichen Vorwurfs. Im April verurteilte das Gericht zwei Männer, weil sie dem Gericht zufolge am Schmuggel von Kokain beteiligt waren. Das Urteil ist bislang nicht rechtskräftig.

Ob ein Zusammenhang zu dem am Mittwoch begonnen Prozess besteht, geht aus einer Mitteilung des Gerichts nicht hervor.

Treffen in Dubai

Die Staatsanwältin verlas zu Beginn der Verhandlung den umfassenden Anklagesatz, was länger als eineinhalb Stunden dauerte. Die Anklagebehörde wirft dem Mann unter anderem vor, sich Anfang des Jahres 2020 während eines Treffens in Dubai der Gruppe angeschlossen zu haben. Es habe Kontakt zu einem albanischen Kokaingroßhändler gegeben, der Kontakte nach Südamerika verfügt habe.

Seecontainer voller Kokain

Der 61-Jährige soll nach dem Treffen daran mitgewirkt haben, dass die Droge in Seecontainern nach Hamburg verschifft wird. Das Kokain sei von Kriminellen in Lateinamerika in Seecontainern platziert worden. Die Container waren ursprünglich mit Gelatine, Silizium, Holzkohle oder Bananen gefüllt. Um in Hamburg an die Drogen zu gelangen, habe die Gruppe auch Hafenarbeiter der Umschlagbetriebe HHLA und Eurogate angeworben.

Transport nach Niedersachsen

Mittäter sollen die Container im Hamburger Hafen mit Lkws abgeholt und zu Lagerhallen in Niedersachsen gebracht haben. Genutzte Lagerhallen befanden sich in Seevetal, Buxtehude und Lüneburg. Von dort sei das Kokain unter anderem in die Niederlande und nach Bremen und Hessen gebracht worden.

Die mutmaßlichen Täter sollen geschickt vorgegangen sein: Sie hätten gefälschte Mails und Aufträge verschickt, Siegel gefälscht, Dubletten von Nummernschildern angefertigt und entwendete Truckerkarten genutzt.

Europol entschlüsselte Messenger

Die möglichen Schmuggler hätten über den Messengerdienst Sky-ECC kommuniziert, dessen Zugang die EU-Polizeibehörde Europol entschlüsseln konnte. Warum die Gruppe aufflog, wurde zu Beginn des ersten Prozesstags nicht weiter erläutert.

EU-Behörden: Kokain ist verfügbar wie nie

Zollbeamte stellten 2024 in Deutschland 16,3 Tonnen Kokain sicher, wie aus der Jahresbilanz des Zolls hervorgeht. Laut der EU-Polizeibehörde Europol und der EU-Drogenagentur schmuggeln Verbrechergruppen üblicherweise, wie auch in diesem Fall, über Seecontainer Kokain nach Europa. Das habe dazu geführt, dass die Droge in der EU so verfügbar wie noch nie sei.