Die Ausstellung „Contemporary Craft: Ernst Gamperl. Das Lebensbaumprojekt“ im Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) in Hamburg präsentiert rund 60 gedrechselte Gefäße des bayerischen Holzkünstlers Ernst Gamperl. Die zum Teil riesigen Objekte bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst und Handwerk. Einige Schalen erreichen einen Durchmesser von bis zu einem Meter, wobei die fertigen Stücke trotz anfänglicher Gewichte von bis zu 700 Kilogramm extrem leicht sind, da die Wandstärke teils nur fünf Millimeter beträgt.
Das Projekt begann 2008, nachdem Gamperl das Foto einer mehr als 230 Jahre alten, mächtigen Eiche sah, die bei einem Sturm in Rott am Inn südöstlich von München umgestürzt war. Der Baum hatte einen Durchmesser von gut zwei Metern und war für konventionelle Sägewerke ungeeignet.
Die Verarbeitung des Riesenbaums über zehn Jahre erforderte eine Anpassung der Ausrüstung und neue Werkzeuge, darunter eine große, extra gebaute Drehbank und spezielle Motorsägen sowie Aushöhlwerkzeuge. Der Weg vom umgestürzten Baum bis zum gedrechselten Objekt wird in der Ausstellung filmisch dokumentiert.
Obwohl die Formen wirken, als seien sie mit einer 3D-Fräse hergestellt, sind sie in reiner Handarbeit Linie um Linie gedrechselt. Die besonderen Hohlkörper sind bewusst leicht unregelmäßig („schief“). Eine charakteristische Verformung – die Bauchigkeit, die durch Astlöcher beim Trocknen entsteht – wurde von einem Sammler als „Gamperl-Wamperl“ bezeichnet.
Obwohl sämtliche Objekte aus demselben Baum stammen, unterscheiden sie sich stark in der Farbe (von Hellbraun bis nahezu Schwarz). Dies erreicht Gamperl durch die gezielte Beeinflussung der natürlichen Gerbsäure im Eichenholz: Kalkmilch führt zu hellem Braun, während Eisenoxid Schwarz erzeugt. Die Ausstellung würdigt das Zusammenspiel von Natur und Technik. Besucher dürfen an einer Stelle der Ausstellung Teststücke anfassen.
KI-Zusammenfassung / Den Originaltext vom NDR finden Sie hier
