
Kiel (dpa/lno) – Schleswig-Holsteins Landtag rückt eine geschlechtersensible Medizin in den Fokus. Besonders deutlich werde der Unterschied der Geschlechter beim Herzinfarkt, sagte die SPD-Gesundheitspolitikerin Birte Pauls. «Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mit 37 Prozent die häufigste Todesursache bei Frauen. Sie erkranken zwar seltener, sterben aber häufiger daran als Männer, was ganz viel mit den unterschiedlichen Symptomen zu tun hat.»
Pauls forderte deshalb einen eigenen Lehrstuhl für geschlechtersensible Medizin. Woher sollten zukünftige Ärztinnen und Ärzte und auch Heilberufe um die Besonderheiten der geschlechtersensiblen Medizin wissen, wenn es nirgendwo gelehrt werde, sagte sie.
Debatte geht weiter
Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) betonte im Parlament in Kiel: «Es ist wichtig, dass diese Sensibilität in der Medizin einen festen Platz einnimmt.» Sensibilität für die individuellen Unterschiede sei für die Geschlechter relevant, aber nicht nur. «Sie muss für alle individuellen Merkmale gelten, die Einfluss auf die Gesundheit haben können, wie etwa das Alter, Lebensumstände, Genetik sowie arbeits- und umweltbezogene Faktoren.»
Sowohl die Kieler Christian-Albrechts-Universität als auch die Uni Lübeck hätten sich bereits vorgenommen, in der geschlechtersensiblen Medizin der Medizin deutlich besser zu werden, sagte von der Decken. «In den medizinischen Curricula und in den Studiengängen der Gesundheitsfachberufe finden sich Aspekte der Gendermedizin. In der Onkologie ist sie Thema in Forschung und Lehre.»
Frauenherz-Sprechstunde in Lübeck
Das zunehmende Wissen über geschlechtersensible und individuelle Medizin müsse aber auch die Bevölkerung erreichen, sagte die Ministerin. «Ein Beispiel sind geschlechterspezifische Sprechstunden, wie etwa die Frauenherz-Sprechstunde in Lübeck. Es gibt aber auch weitergehende Überlegungen, wie etwa eine barrierefreie gynäkologische Sprechstunde für mobilitätseingeschränkte Frauen.»
Mit dem Thema soll sich nun der Sozialausschuss des Landtags befassen.