
Kiel (dpa/lno) – Das Bahnreisen soll in Schleswig-Holstein durch modernere Bahnhöfe und ausgebaute Strecken attraktiver werden. Landesregierung und Deutsche Bahn unterzeichneten bei einem Treffen in Kiel eine Kooperationsvereinbarung über mehr als ein Dutzend Großprojekte. Sie stehen allesamt unter Finanzierungsvorbehalt, sollen aber zu einem Teil aus dem schuldenfinanzierten Sondervermögen für Infrastruktur bezahlt werden.
«Weil wir die Überzeugung teilen, dass wir im Interesse des Alltags der Menschen in diesem Land, im Interesse der Wirtschaft und nicht zuletzt auch im Interesse des Klimas eine beschleunigte Mobilitätswende brauchen», sagte Bahnchef Richard Lutz.
Was geplant ist
Bis August 2027 soll die neue Klappbrücke über die Schlei bei Lindaunis fertig sein. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sprach von einem wichtigen Signal an die Region. Seit Jahren kann die Schlei bei Boren-Lindaunis nur über eine provisorische Fußgängerbrücke gequert werden. Für Autos und die Bahn ist die Klappbrücke, die seit September 2020 erneuert wird, gesperrt. Den Ausbau der wichtigen Bahnstrecke nach Sylt zwischen Niebüll auf dem Festland und Westerland auf der Nordseeinsel will das Land mit einer Vorfinanzierung der nächsten Planungen beschleunigen.
Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur geht es um Planungskosten in Höhe von mehreren Millionen Euro. In der Vergangenheit war das Land beim Ausbau der sogenannten Marschbahn bereits einmal in Vorleistung gegangen. Das Geld bekommt das Land jedoch von der Bahn erstattet. Die Diskussion um die Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt ist ein Dauerbrenner: Seit 30 Jahren steht die Forderung im Raum, die 173 Kilometer lange Strecke auszubauen. Die Elektrifizierung der Trasse soll die Kosten deutlich senken.
S4 und Bahnhöfe
Teil der Kooperationsvereinbarung sind auch die sogenannte Hinterlandanbindung des Ostseetunnels von Fehmarn nach Dänemark, der Weiterbau der S4 von Bad Oldesloe nach Hamburg sowie die Modernisierung von Bahnhöfen («Aushängeschild der Eisenbahn»). Außerdem will die Bahn die Hochleistungs-Strecken von Hamburg nach Lübeck und nach Flensburg sanieren. Geplant sind zudem kleinere Projekte wie der Ausbau der Strecke Pinneberg-Elmshorn, Kiel-Preetz oder Neumünster-Bad Oldesloe.
Weder der Ministerpräsident noch Bahnchef konnten einen ungefähren Kostenrahmen nennen. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) verwies darauf, dass das Tempo bei der Umsetzung von Bauvorhaben auch ein Kostenfaktor sei.
Sicherheit für Neumünster
Sicherheit gibt es für die rund 600 Beschäftigten des Bahnwerks in Neumünster: «Das Werk ist aktuell gut ausgelastet», sagte Lutz. «Das wird auch die nächsten Jahre noch so bleiben.» Das sei die wichtige Botschaft, weil es Gerüchte gebe, dass kurzfristig Schließungsbeschlüsse im Raum stünden. «Ich kann aber auch keine Standortgarantie sozusagen auf Ewigkeit abgeben.»
Günther zeigte sich nach dem Gespräch zuversichtlich. «Ich bin sehr froh darüber, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren dort keine Veränderungen sein werden», sagte er.
SPD-Landtagsfraktionschefin Serpil Midyatli sagte, laut Gewerkschaften und Betriebsrat seien Arbeitsplätze im Instandhaltungswerk ernsthaft in Gefahr gewesen. «Dass dieser Hängepartie jetzt zumindest für die nächste Zeit ein Ende gesetzt wurde, ist eine gute Nachricht.»