«Wir müssen wettkämpfen»: Verunsicherter HSV gefordert

Will sich von äußerer Kritik nicht einschüchtern lassen: HSV-Trainer Merlin Polzin.
Will sich von äußerer Kritik nicht einschüchtern lassen: HSV-Trainer Merlin Polzin. Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg (dpa/lno) – Klappt es schon wieder nicht? Zwar hat der Hamburger SV noch beste Chancen, um nach sechs gescheiterten Versuchen wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Doch die verunsicherte Mannschaft trat zuletzt alles andere als ein souveräner Aufstiegsanwärter in der 2. Fußball-Bundesliga auf. 

Trainer Merlin Polzin beabsichtigt nicht, sich von Kritik und aufkommender äußerer Unruhe beeindrucken zu lassen. «Wir haben nichts davon, wenn wir Kritik von Menschen annehmen, die wir auch gar nicht erst um Rat fragen», sagte der 34-Jährige vor der Partie am Samstag (13.00 Uhr/Sky) beim SV Darmstadt 98. «Wir müssen wettkämpfen», bekräftigte der entschlossen wirkende Jungtrainer mit seiner Wortneuschöpfung. 

«Es wird darüber gesprochen, dass wir anfangen zu zittern. Dass wir vielleicht nicht mehr die Leichtigkeit haben, dass wir kurz vor dem Erreichen des großen Ziels einfach nicht mehr diesen Schritt gehen können», sagte der Coach. Aber «ganz viele andere Menschen» seien davon überzeugt, «dass wir es schaffen».

Polzin zur KSC-Aufarbeitung: «Da ging es knallhart zur Sache»

Im Aufstiegsrennen zeigten die insgesamt in der Rückrunde stabil auftretenden Norddeutschen plötzlich einige Schwächen. Drei sieglose Partien nacheinander samt nur einem Punkt offenbarten vor allem etwas Nervenflattern. Insbesondere der Auftritt beim 1:2 gegen den Karlsruher SC ließ so manchen leidgeprüften HSV-Fan zusätzlich zu den Spielern zittern. 

Polzin machte deutlich, dass er mit den Partien in den vergangenen Wochen nicht zufrieden war. «Am Montag, als wir das Spiel aufgearbeitet haben, da ging es knallhart zur Sache», sagte er. Die Mannschaft untereinander und auch die Trainer hätten «die richtigen Worte» gefunden. Polzin sagte hinsichtlich der Platzierung auf dem zweiten Tabellenrang und drei Punkten Vorsprung auf Magdeburg aber auch, «dass wir in einer richtig, richtig guten Position stehen.»

Erfahrener Kuntz spricht zur Mannschaft

Am Montag bekam das Team auch einen Impuls von ganz oben. Sportvorstand Stefan Kuntz sprach vor der Mannschaft. Der 62-Jährige, der als Spieler mit der Nationalmannschaft 1996 die Europameisterschaft gefeiert und in seiner Karriere viele Hochs und Tief überstanden hatte, wollte die Spieler unterstützen. «Wir gehen das so normal wie möglich an. Das ist eine ganz normale Herausforderung, die jedem Menschen im Berufsleben jeden Tag entgegenstehen kann», sagte Kuntz in einer Medienrunde danach. 

Den Hanseaten dürfte zumindest aus statistischer Sicht der kommende Gegner Mut machen. In allen zehn Partien am Böllenfalltor punkteten die Hamburger.

Und sie können dabei wieder auf Leistungsträger Miro Muheim zählen. Der 27 Jahre alte Abwehrspieler, der zuletzt wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade aussetzen musste, ist nach einem knapp dreiwöchigen Ausfall eine Option für die Startelf. Und auch sonst kann der Trainer aus dem Vollem schöpfen.

«Miro brennt absolut auf dieses Spiel», sagte Polzin. «Demnach ist schon der Gedanke da, dass er auf jeden Fall am Samstag starten kann.» Polzin stellte aber auch klar, dass er kein «unnötiges Risiko» eingehen wolle. 

Die kommenden drei Aufgaben in Darmstadt, gegen Abstiegskandidat SSV Ulm (10. Mai) und bei der SpVgg Greuther Fürth (18. Mai) muss der HSV vor einem möglichen Aufstieg noch meistern. Und der soll dann zünftig gefeiert werden.

Die Stadt Hamburg hat nach Informationen des «Hamburger Abendblatt» schon den 19. Mai für eine gemeinsame Aufstiegsfeier der HSV-Männer und HSV-Frauen im Rathaus und auf dem Rathausmarkt geblockt. Der HSV hält sich dazu noch bedeckt, denn zunächst müssen beide Teams aufsteigen.