Deutsche Minderheit in Dänemark mit NS-Leuten in Leitungsfunktion

5. Dezember 2025 04:00Quelle: NDR / RSS-Feed-Import

Deutsche Minderheit in Dänemark mit NS-Leuten in Leitungsfunktion

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Der Psychothriller „Haus Quickborn“, dessen Dreharbeiten in Kollund (Flensburger Förde) stattfinden, arbeitet die lange tabuisierte Geschichte der deutschen Minderheit in Dänemark (DM) während der Zeit des Nationalsozialismus auf. Die deutschen Organisationen in Nordschleswig waren von 1933 bis 1945 straff nationalsozialistisch ausgerichtet.

Historischer Hintergrund der Radikalisierung
Die Region Nordschleswig fiel 1920 nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund einer Volksabstimmung an Dänemark. Die dortige deutsche Bevölkerung war mit der Festlegung der Grenze unzufrieden, da eine Gesamtauszählung die Städte Apenrade, Tondern und Sonderburg dänisch machte, obwohl sie lokale deutsche Mehrheiten aufwiesen. Diese wahrgenommene Ungerechtigkeit trug dazu bei, dass die DM in den 1930er-Jahren radikal nationalsozialistische Parteien gründete, die sich in der NSDAP-N vereinigten.

Während des Zweiten Weltkriegs kooperierte Dänemark zunächst mit Deutschland. Dennoch wurde immenser Druck auf die Mitglieder der DM ausgeübt, sich freiwillig zum deutschen Wehrdienst zu melden. Rund 3.000 Nordschleswiger zogen für Deutschland in den Krieg. Etwa 2.000 von ihnen dienten in der Waffen-SS, viele davon in der Totenkopfdivision, die für die Bewachung von Konzentrationslagern verantwortlich war.

Krieg und dänischer Widerstand
Nach dem deutschen Einmarsch in Dänemark am 9. April 1940 lehnte Berlin eine Grenzrevision ab. Gleichzeitig wuchs der Widerstand der Dänen, die unter anderem 7.000 Juden ins schwedische Exil brachten. Deutsche Besatzer zerschlugen die dänische Polizei. Gegner des Regimes kamen ins Arbeitslager Frøslev nahe der Grenze; von dort wurden 1.600 Insassen in deutsche Konzentrationslager deportiert, wobei über 200 Dänen starben.

Nachkriegszeit und Wagenburg-Mentalität
Nach Kriegsende inhaftierte Dänemark mehr als 3.000 Angehörige der DM in Frøslev, gestützt auf ein juristisch umstrittenes rückwirkendes Gesetz, das die Werbung oder Annahme von deutschem Kriegsdienst unter Strafe stellte. BDN-Vorsitzender Hinrich Jürgensen vermutet, dass in diesem Lager die „Wagenburg-Mentalität“ der Minderheit entstand, bei der man sich eher als Opfer denn als Täter fühlte.

Obwohl die DM sich Ende 1945 neu organisierte und Loyalität zur dänischen Krone und Anerkennung der Grenze bekundete, wurden fast alle leitenden Nationalsozialisten bereits bis 1950 nach verkürzter Haft freigelassen. Sie übernahmen schnell wieder führende Aufgaben im BDN. Ein prominentes Beispiel ist der ehemalige Jungenschaftsführer und Waffen-SS-Mitglied Jef Blume, der noch Mitte der 1960er-Jahre stellvertretender BDN-Hauptvorsitzender wurde, was Parallelen zu ähnlichen Entwicklungen in Deutschland aufweist.

Die Personalpolitik der Minderheit hielt die Vorbehalte in der dänischen Bevölkerung lange aufrecht. Erst nach der Jahrtausendwende kam die Aufarbeitung entscheidend voran, nachdem junge Generationen ab den 1970er-Jahren begannen, Fragen zu stellen. Der BDN ließ auf dem Knivsberg, einem zentralen Treffpunkt, die Namen von Kriegsverbrechern von den Gedenktafeln entfernen, um den „Ehrenhain“ in eine Gedenkstätte umzuwandeln.

Der Film „Haus Quickborn“ soll die Aufarbeitung der Vergangenheit nun einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Veröffentlichung ist für Ende 2026 geplant.

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