
Online-Recruiting-Messen haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen – nicht zuletzt durch die Digitalisierung und veränderte Erwartungen von Bewerbenden. Doch obwohl das Format viele Chancen bietet, berichten viele Unternehmen von enttäuschenden Erfahrungen. Woran liegt das – und warum sind Online-Messen dennoch ein wertvolles Add-On im Recruiting-Mix?
In diesem Tutorial erfahren Sie:
• Warum Online-Video-Chat-Messen oft unterschätzt oder falsch eingeschätzt werden
• Welche typischen Fehler Unternehmen machen
• Wie Sie das Beste aus Ihrer Teilnahme herausholen
1. Die Krux mit der Erwartungshaltung
Viele Unternehmen gehen mit völlig falschen Erwartungen in eine Online-Messe. Oftmals wurde ihnen von Veranstaltern suggeriert, dass sie dort in wenigen Stunden „automatisch“ Dutzende qualifizierte Gespräche führen werden – ähnlich wie auf einer stationären Messe.
Das Problem:Bei Online-Messen kann das Unternehmen nicht selbst aktiv auf die Bewerber zugehen. Stattdessen müssen Bewerber den ersten Schritt machen – sie müssen eigenständig in den virtuellen Video-Chat-Raum des Unternehmens eintreten.Diese Einstiegshürde ist für viele Interessenten höher, als man denkt. Die Hemmschwelle, in einen Live-Video-Chat mit einem Unternehmen zu treten, ist deutlich größer als an einem Messestand ein Gespräch zu beginnen.
2. Warum sich Online-Messen trotzdem lohnen
Trotz der geringeren Anzahl an Gesprächen liegt die Qualität der Kontakte bei Online-Messen oft deutlich über der einer stationären Messe. Denn wer den Schritt in den Chat-Raum wagt, ist meistens:• besser vorbereitet• ehrlich interessiert• ernsthaft motiviert
Fazit:Man braucht weniger Bewerber, um denselben Erfolg zu erzielen – es zählt Qualität vor Quantität.
Zudem bieten Online-Video-Chat-Messen erhebliche Kosten- und Effizienzvorteile, insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen:
- Die Standgebühren sind in der Regel deutlich günstiger als bei Präsenzmessen.
- Es fallen keine Aufbau- oder Logistikkosten an.
- Unternehmen sparen sich Give-Aways, Catering oder Printmaterialien.
- Es entstehen keine Reise- oder Übernachtungskosten für Mitarbeitende.
- Mitarbeitende können während der Messezeiten oft nebenher weiterarbeiten – ein enormer Effizienzgewinn.
- Und nicht zuletzt: Die Teilnahme ist ortsunabhängig und oft kurzfristig realisierbar.
Nur nur diese Aspekte machen Online-Messen zu einem wirtschaftlich attraktiven Bestandteil im Recruiting-Mix.
3. Häufiger Trugschluss: „Nur 4 Gespräche – das war nichts!“
Online-Messen laufen oft nur über wenige Stunden. Und ja, es kann sein, dass Sie „nur“ 4 bis 5 Gespräche führen. Das wirkt zunächst enttäuschend – gerade im Vergleich zu stationären Messen mit vielen schnellen Kontakten.
Aber:Diese Gespräche haben meist mehr Substanz. Oft entwickelt sich daraus später ein Bewerbungsprozess – vielfach sogar eine Einstellung.
4. Drei Tipps für eine erfolgreiche Teilnahme
- ✅ 1. Realistische ErwartungenErwarten Sie nicht dieselbe Frequenz wie auf einer Präsenzmesse. Ziel sind qualitativ gute Gespräche – nicht Massenabfertigung.
- ✅ 2. Technisch und organisatorisch gut aufstellen• Richten Sie sich einen zweiten Monitor oder Rechner ein.• Halten Sie den Chat-Raum dauerhaft geöffnet, sichtbar und hörbar.• Arbeiten Sie während Wartezeiten ganz normal weiter.So bleibt die Teilnahme effizient – ohne Leerlauf.
- ✅ 3. Positive GrundhaltungAuch wenn’s ruhig bleibt: Bleiben Sie freundlich, offen und entspannt. Ihre Haltung wird vom Gegenüber wahrgenommen – und ist entscheidend für den ersten Eindruck.
5. Zusatztipp: Eigene Reichweite nutzen
Warten Sie nicht nur auf die Plattform-Besucher – werben Sie aktiv für Ihre Teilnahme!Posten Sie z. B. vorab auf:• LinkedIn• Facebook• Instagram• TikTok oder Xing
Laden Sie gezielt Bewerber in Ihren Chat-Raum ein – idealerweise mit direktem Link zur Messeplattform und Hinweis auf die Uhrzeit. Auch ehemalige Praktikant*innen oder Werkstudierende können Ihre Einladung teilen und so Ihre Reichweite erhöhen.
Fazit
Online-Video-Chat-Messen sind kein Ersatz, sondern eine wertvolle Ergänzung zu klassischen Jobmessen. Wer sie richtig einsetzt, kann gezielt motivierte Bewerber gewinnen – auch wenn es nur wenige sind. Mit realistischer Erwartung, technischer Vorbereitung und eigener Aktivität holen Sie das Beste aus der digitalen Messewelt heraus – effizient, kostengünstig und zukunftsorientiert.
Tipp zum Mitnehmen: „Besser fünf gute Gespräche, aus denen zwei Einstellungen werden – als 20 Gespräche ohne Ergebnis.“