
Hamburg (dpa) – Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda will bei der Suche nach einem Nachfolger für den zuletzt heftig umstrittenen Ballettintendanten Demis Volpi die Belegschaft einbeziehen. Zuerst werde mit Volpis ehemaligen Stellvertretern gesprochen, die das Hamburg Ballett jetzt interimsmäßig leiten, sagte der SPD-Politiker dem «Hamburg Journal» im NDR Fernsehen. «Dann wird mit den Tänzerinnen und Tänzern gesprochen werden müssen, wie man überhaupt wieder zu einer Kultur des Miteinanderarbeitens findet, und auch darüber, welche Ansprüche es an eine künftige Leitung gibt.»
Findungskommission soll sich um Nachfolge kümmern
Anschließend werde es dann eine Findungskommission geben. «Dabei gehen eine Gründlichkeit und die Beruhigung der Situation vor irgendwelchen schnellen Entscheidungen.» Brosda betonte, im Auswahlverfahren, das Volpi damals für sich entschieden hatte, habe es keine Hinweise auf ein toxisches Arbeitsklima gegeben. Es habe im Gegenteil auch Menschen aus dem Hamburg Ballett gegeben, die zuvor in Düsseldorf am Ballett gearbeitet hätten. Am Rhein hatte Volpi vorher gearbeitet. «Die haben für diese Wahl Empfehlungen ausgesprochen.»
Brosda wolle jetzt vor allem nach vorn blicken: «Wie können wir mit dem Hamburg Ballett eine Zukunft gestalten, die tatsächlich den Auftrag hat, der ja immer noch daraus besteht, das Neumeier’sche Erbe auf der einen Seite zu bewahren und auch die Erneuerung der choreographischen Sprachen in der Kompanie weiter fortzusetzen?» Das werde die Aufgabe für diejenigen bleiben, die jetzt interimistisch arbeiteten, und dann auch für die künftige Leitung.
Volpi ist mit sofortiger Wirkung freigestellt
Die Hamburger Kulturbehörde hatte am Dienstag mitgeteilt, dass Volpis Vertrag zum Ende der Saison 2025/26 aufgelöst und der 39-jährige gebürtige Argentinier sofort von seinen Aufgaben freigestellt werde. Zuvor hatte es heftige Kritik der Tänzerinnen und Tänzer an ihrem Chef gegeben. Es war von schlechter Kommunikation, fehlender Transparenz und einer oft abschätzigen Haltung Volpis gegenüber Mitgliedern der Compagnie die Rede. Nach 51 Jahren an der Spitze hatte Intendant John Neumeier die Leitung des Hamburg Balletts im vergangenen Sommer an Volpi übergeben.