
Hamburg (dpa) – Der Altar mit bunten Blumen geschmückt, daneben ein Porträt von Carlo von Tiedemann: Familie, Freunde und Fans haben im Hamburger Michel von der Entertainer-Legende Abschied genommen. Am 8. Juni war der Medienmann im Alter von 81 Jahren gestorben. Tiedemann hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Beigesetzt worden war er laut «Bild»-Zeitung bereits im engsten Kreis.
Die öffentliche Trauerfeier wurde live im NDR Fernsehen übertragen. Unter den 800 Gästen waren Prominente wie die Moderatoren Bettina Tietjen und Gerhard Delling, Fernsehkoch Tim Mälzer und Nachrichtensprecher Jo Brauner. «Du warst ein Original», sagte Sängerin Mary Roos bei der Gedenkveranstaltung über Tiedemann.
Markante Stimme, Schnauzer und viel Humor: Tiedemann war eines der prominentesten Gesichter des Norddeutschen Rundfunks (NDR), bei dem er 1971 startete. Er moderierte zahlreiche Radio- und Fernsehsendungen und wurde in den 1970er Jahren mit der damals im Ersten ausgestrahlten «Aktuellen Schaubude» deutschlandweit bekannt.
«Carlos Lieblingsstücke» bei Gedenkfeier im Michel
Sein Erfolgsrezept: «Ich war immer authentisch, habe mich nie verstellt», sagte das NDR-Urgestein der Deutschen Presse-Agentur in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag. Auch damals saß Tiedemann beim Radio noch hinterm Mikrofon. Musik spielte auch im Michel eine große Rolle: Jazzpianist Joja Wendt präsentierte «Carlos Lieblingsstücke», Lotto King Karl sang «Hamburg meine Perle».
Als Spross eines preußischen Adelsgeschlechts wurde Carl Ferdinand Hanns-Joachim Franz Friedrich von Tiedemann 1943 im pommerschen Stargard geboren. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs musste die Familie Ende 1944 ihr Gutshaus verlassen und nach Holstein flüchten. Nach einer Lehre als Verlagskaufmann arbeitete von Tiedemann als Zeitungsreporter und Südamerika-Korrespondent, bevor er dann zum NDR kam.
«Ich verdanke dem NDR alles», sagte Tiedemann 2023 der dpa. Mit seiner zweiten Ehefrau lebte er in Quickborn bei Hamburg. 2020 wurde der Moderator für sein soziales Engagement mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
«Sensationell!» – Sprüche als Markenzeichen
Nicht nur in Tausenden Hörfunksendungen, darunter «Hamburg am Mittag» und «Große Freiheit», verbreitete er im Laufe der Jahre gute Laune, sondern wurde auch mit TV-Shows wie «Deutscher Musikladen», und «Eurotops» zum Publikumsliebling.
1976 stieg er an der Seite von Alida Gundlach in die große Samstagabend-Fernsehunterhaltung ein. Familien versammelten sich zur «Aktuellen Schaubude» vor dem Fernseher, in der zahlreiche Weltstars zu Gast waren. Aussprüche wie «Jupp, jupp – schönes Arbeiten!» und «Sensationell!» waren sein Markenzeichen.
Daran erinnerte auch die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Kirsten Fehrs: Sensationell, wie unvergleichlich leicht, treffsicher und herzlich es dieser Mensch geschafft habe, Herzen zu erobern, sagte sie in ihrer Traueransprache.
In schwierigen Zeiten half Tiedemann der Glaube zu Gott
Doch das schillernde Leben im Show-Geschäft hatte Folgen: Mit einer Drogenaffäre, Spielsucht und Schulden geriet Tiedemann einst in die Schlagzeilen. «Darüber möchte ich nicht mehr sprechen», sagte der vierfache Vater in seinem letzten großen dpa-Interview. Geholfen habe ihm in dieser schwierigen Phase sein tiefer Glaube zu Gott.
«Finde nach dem turbulenten Auf und Ab des Lebens Deinen wohlverdienten Frieden», sagte Moderator Peter Urban in einer Rede. «Aber wenn’s Dir zu langweilig wird, bring den Laden da oben mal richtig in Schwung, Du weißt ja wie’s geht – Handzeichen, „Musik ab“ und „Schönes Arbeiten“.»