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Historische Praxis: Die Schafwäsche im Salzwasser
Die Zwangswäsche von Schafen im Salzwasser war in Norddeutschland bis vor etwa 40 Jahren eine gängige Praxis, obwohl Schafe Fluchttiere sind und Schwimmen meiden. Das Schwimmen stellt für bewollte Tiere ein Risiko dar, da sich die Wolle schnell mit Wasser vollsaugen und sehr schwer werden kann (Stephanie Riederer, Deutscher Tierschutzbund). Dennoch zeigen Bilder wie das aus dem Jahr 1957 bei Friedrichskoog diese tierische Wäsche.
Ziel: Erhöhung des Reinwollgehalts
Der Hauptgrund für die Waschung, die typischerweise acht Tage vor der Schur stattfand, war die Entfernung von Schweißwolle, Staub und Fettrückständen. Dies führte zu einem höheren Reinwollgehalt, wodurch die Wolle auf Auktionen (z.B. in Husum und Neumünster) mehr wert war. Schäfer Reimer Bährs aus Neufelderkoog erinnert sich, wie die Wolle dabei „schneeweiß“ wurde.
Stressige Durchführung und Salzwasser-Vorteil
Laut einem Schäfer-Handbuch von 1944 mussten die Tiere bei auflaufender Flut zwei- bis dreimal einen 20–40 Zentimeter breiten Priel durchschwimmen. Da die Schafe nicht freiwillig ins Wasser gingen, mussten die Schäfer sie hineinwerfen oder schubsen. Der Tierschutzbund bezeichnet die Schafwäsche aufgrund der notwendigen Fixierung als äußerst stressig für die Tiere.
Um sicherzustellen, dass die wertvolle Rückenwolle nass wurde, mussten Helfer oft mit ins Wasser, um die Schafe unterzutauchen, da in der Wolle eingeschlossene Luft die Oberfläche trocken hielt. Salzwasser, insbesondere aus Prielen in der Nähe der Elbmündung, war wichtig, da es das Fett besser löste. Regional gab es Abweichungen, etwa die Wäsche in tiefen Gräben oder Holzbottichen (z.B. Sylt).
Ende der Praxis durch Marktwandel
Obwohl das Scheren (mindestens einmal jährlich) zum Schutz der Tiere vor Verfilzung, Juckreiz und Parasiten weiterhin notwendig ist, ist die Vorwäsche in Schleswig-Holstein heute passé. Aufgrund des veränderten Wollmarktes ist das Scheren von Norddeutscher Wolle heute ein Verlustgeschäft, da nur noch Cent-Beträge erzielt werden. Die Zahl der schafhaltenden Betriebe in Schleswig-Holstein sank von rund 9.500 im Jahr 1955 auf nur noch 1.000 im Jahr 2022. Die 200.000 Tiere müssen heute kein unfreiwilliges Bad im Salzwasser mehr nehmen.
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