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Die Provenienzforschung als Sisyphusarbeit in deutschen Museen
Der Fall des Kunsthändlersohns Cornelius Gurlitt, bei dem 2012 rund 1.280 weltberühmte Werke – darunter von Franz Marc, Henri Matisse und Max Liebermann – in einer Münchner Wohnung entdeckt wurden, schockierte die Kunstwelt. Provenienzforscherin Ute Haug von der Hamburger Kunsthalle äußerte sich unüberrascht, da sie solche Fälle weiterhin für möglich hält. Ihre Arbeit zielt darauf ab, die Herkunft von Kunstwerken zu klären, insbesondere im Hinblick auf NS-Raubkunst.
Verdachtsmomente und Ermittlungsansätze
Haug beschreibt ihre Forschung als eine intuitive Ermittlung, bei der sie oft an Grenzen stößt. Ein zentraler Indikator für potenzielles Raubgut sind Ankaufsdaten der Werke. Beispielsweise lässt eine Inventarnummer, die mit dem Jahr 1941 beginnt, bei ihr die „Lichter angehen“, da dies auf einen verfolgungsbedingten Entzug während der NS-Zeit hindeutet. Ziel ist es, in solchen Fällen die Erben der ursprünglichen Besitzer ausfindig zu machen.
Historischer Kontext des Kunstraubs
Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 und der beginnenden Verfolgung der Juden gab es ein Zeitfenster für die Ausreise bis Ende der 1930er-Jahre. Viele Emigranten, die ihr Hab und Gut zurücklassen mussten, wurde versprochen, dass ihr Besitz nachgesandt würde. Mit Kriegsbeginn wurden die Lieferungen gestoppt, die Kunst beschlagnahmt und oft von den Nazis versteigert, wodurch die Herkunftsgeschichte verschleiert wurde.
Aktuelle Forschung und Überwindung von Widerständen
Momentan bearbeitet Ute Haug 15 Werke aus der Sammlung der Kunsthalle. Fünf dieser Fälle werden untersucht, weil sich Erben gemeldet haben, die einen Raubzug vermuten. Anfangs stieß Haug in den Museen auf erhebliche Widerstände und Ängste von Kollegen, die den Verlust von Bildern befürchteten.
Netzwerkbildung und Auszeichnung
Die Vernetzung mit anderen Forschenden ist essenziell für Haugs Arbeit. Sie gründete im Jahr 2000 das Netzwerk für Provenienzforschung und engagiert sich seit Jahrzehnten national und international für das Thema. Ihr Engagement führte dazu, dass immer mehr Museen eigene Provenienzforscher einstellen, um die Sammlungsgeschichte kritisch aufzuarbeiten. Für ihre Verdienste wurde Ute Haug 2022 im Hamburger Rathaus das Bundesverdienstkreuz verliehen.
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