Sicherheit oder Populismus? Streit um Einschränkungen für Fußball-Fans

1. Dezember 2025 10:55Quelle: NDR / RSS-Feed-Import

Sicherheit oder Populismus? Streit um Einschränkungen für Fußball-Fans

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Zahlreiche Fußballfans aus mehr als 50 Vereinen demonstrierten kürzlich, unter anderem mit einer Großdemonstration in Leipzig mit bis zu 20.000 Teilnehmern, gegen geplante Sicherheitsverschärfungen seitens der Politik. Diese Proteste, die auch Stimmungsboykotte umfassten, richten sich gegen vermeintlich populistische Forderungen.

Die Innenministerkonferenz (IMK) in Bremen berät über drastische Maßnahmen. Drei zentrale Vorschläge stehen im Raum: die Verpflichtung zu personalisierten Tickets, KI-gestützte Überwachung mit Gesichtserkennung in Stadien sowie eine signifikante Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien. Letztere sieht vor, dass ein Stadionverbot pauschal für drei Monate ausgesprochen werden soll, sobald eine Ermittlung gegen eine Person beginnt, unabhängig vom Ausgang des Verfahrens.

Vereine und Funktionäre kritisieren diese Vorschläge scharf. Luise Gottberg (FC St. Pauli) betont, dass „Rechtsstaatlichkeit auch für Fußball-Fans gilt“ und faire Verfahren elementar seien. Auch der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Jan-Christian Dreesen, äußert Bedenken wegen der Gefahr kollektiver Bestrafung und warnt davor, dass personalisierte Tickets zwangsläufig die Abschaffung von Stehplätzen und Fankurven bedeuten könnten.

DFB und DFL lehnen personalisierte Tickets auch aus praktischen Gründen ab, da sie die Einlasskontrollen vor Anpfiff überfordern und die Weitergabe von Tickets stark erschweren würden. Holstein Kiel begrüßt die deutliche Ablehnung pauschaler Eingriffe.

Als möglichen Kompromiss schlägt Sachsens Innenminister Armin Schuster vor, die lokalen Kommissionen zur Verhängung von Stadionverboten beizubehalten, ihnen aber bundeseinheitliche konkrete Regeln an die Hand zu geben. Zusätzlich soll eine zentrale DFB-Kommission die Vereine unterstützen und überwachen – ein Ansatz, den der VfL Wolfsburg als sinnvoll erachtet.

Die Faktenlage zur Sicherheit ist umstritten. DFB-Präsident Bernd Neuendorf verweist auf gesunkene Zahlen: Trotz fast einer Million mehr Besucher in den letzten beiden Spielzeiten der oberen drei Ligen sanken sowohl die eingeleiteten Verfahren (von 6.179 auf 4.700) als auch die Verletztenzahlen (von 1.338 auf 1.107). Im Gegensatz dazu argumentiert Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel, dass 624 Unbeteiligte und 160 Polizisten verletzt wurden, was belege, dass Gewalt keine Randerscheinung sei.

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) ist eine treibende Kraft hinter den Forderungen. Sie hält Gewalt im Fußball für inakzeptabel und verlangt von der IMK, den Druck auf DFB und DFL zu erhöhen, um verbindliche Konzepte für personalisierte Tickets bei Risikospielen, bessere Einlasskontrollen und eine Verschärfung der Stadionverbotsrichtlinien durchzusetzen. DFB und DFL halten diese Maßnahmen für nicht zielführend und nicht vermittelbar.

Fanverbände („Unsere Kurve“) und Vereine (u. a. HSV) werfen der Politik „Intransparenz und Populismus“ vor und fordern, dass Entscheidungen nur im „Dialog und unter Einbindung der Vereine, Verbände und Fans getroffen werden.“ Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bekräftigte, dass man alle Aspekte betrachten und die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen für ein tolles Stadionerlebnis gewährleisten werde.

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