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Ministerpräsident Daniel Günther besuchte mit seiner Delegation die estnische Hauptstadt Tallinn, die weltweit als Vorreiter der Digitalisierung gilt. Die weit fortgeschrittene Technik ist bereits im Alltag sichtbar: Etwa 25 autonome Roboter des Unternehmens Starship liefern im Zentrum der Stadt Bestellungen wie Lebensmittel oder Medikamente aus.
Estlands Erfolg basiert auf dem sogenannten „Tiigrihüpe“ (Tigersprung), einem Programm, das 1996 mit der Computerausbildung aller Schulkinder begann. Digitalisierungsberaterin Petra Holm erklärte, dass dieser Schritt aus der Notwendigkeit heraus entstand: Nach der Befreiung von der Sowjetunion in den 1990er-Jahren verfügte Estland über zu wenige Menschen und Ressourcen, um sich eine herkömmliche Verwaltung leisten zu können.
Das Ergebnis ist eine vollständig digitalisierte und papierlose Verwaltung. Fast alle behördlichen Services sind online verfügbar und barrierearm, darunter Kindergeldanträge, Arzttermine und Eheschließungen. Selbst Ehescheidungen wurden in diesem Jahr digitalisiert. Das Vertrauen der Bevölkerung wird durch harte Strafen bei Datenmissbrauch (bis zu drei Jahre Haft) gesichert.
Die Schleswig-Holsteiner zeigten sich beeindruckt. Wirtschaftsminister Claus Ruhe-Madsen hinterfragte die deutsche Neigung, Dokumente „vierfach auf Papier“ abzulegen. Digitalisierungsminister Dirk Schrödter sah die größte Herausforderung für Deutschland nicht nur in der Technik, sondern in der Transformation der gesamten Verwaltung.
Estland nutzt seine digitale Überlegenheit („magischer Weg“) strategisch, um sich für internationale Partner interessant zu machen, was angesichts der Bedrohung durch Russland wichtig für die eigene Sicherheit ist. Beim Besuch des estnischen Verteidigungsministers Hanno Pevkur wurde die Notwendigkeit des militärischen Engagements Deutschlands im Baltikum bekräftigt. Estland strebt eine engere Zusammenarbeit mit Schleswig-Holstein in den Bereichen Drohnenabwehr und Schutz kritischer Infrastruktur an. Im Dezember wird eine estnische Delegation, die auf Wunsch des Verteidigungsministers auch Rüstungsfirmen aus Schleswig-Holstein einschließt, Berlin besuchen. Damit hat sich die Reise für Daniel Günther bereits gelohnt.
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