Neue Einigung zum Muschelfischen im Nationalpark steht

Die Muschelfischer rechnen dieses Jahr wieder mit einer guten Qualität.
Die Muschelfischer rechnen dieses Jahr wieder mit einer guten Qualität. Foto: Lea Albert/dpa

Hörnum (dpa/lno) – «Muschelfrieden 2.0» – Muschelfischer, Landesregierung und Naturschutzverbände haben eine neue Einigung zum Muschelfischen im Nationalpark Wattenmeer unterzeichnet. Dies war zehn Jahre nach dem sogenannten «Muschelfrieden» nötig geworden, weil bei umfangreichen Kartierungen des Nationalparks viele neue Riffe entdeckt worden, die zu den besonders streng geschützten Lebensraumtypen zählen. Hier ist die Fischerei nicht erlaubt. 

«Das Papier, was wir heute unterzeichnen, bietet den Muschelfischern Planungssicherheit bis 2043, es garantiert Produktionsfähigkeit durch Flexibilisierung von Flächen und gewährleistet nachhaltiges Wirtschaften im Nationalpark», sagte der Erste Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft schleswig-holsteinischer Muschelfischer, Heinz Maurus, bei der offiziellen Eröffnung der Muschelsaison in Hörnum, wo das Papier unterzeichnet wurde. 

Umweltminister Tobias Goldschmidt betonte, die Lösung sei für die Natur und für die Wirtschaft gut. Man sei noch lange nicht da, wo man hinwolle, aber es sei ein Anfang gemacht. Für den Schutz und die nachhaltige Nutzung des Wattenmeers brauche es noch mehr solcher Kompromiss; der mit den Muschelfischern könne da ein Vorbild sein. «In einem so sensiblen Gebiet mit so starken wirtschaftlichen Interessen sollten wir so einen Kompromiss feiern – in so einer kompromisslosen Zeit wie heute.»

 Vertreter der beteiligten Naturschutzverbände betonten, dass die Einigung eine klare Verbesserung für den Schutz des Nationalparks sei. 

Eckpunkte der Vereinbarung

In der neuen Vereinbarung werden die für Muschelwirtschaft nutzbaren Gebiete im Nationalpark verkleinert und umfassen künftig nur noch drei Wattstromeinzugsgebiete. Das Gebiet «Eidermündung» entfällt. «Wir haben, um das mal sehr deutlich zu sagen, die Eider in den letzten Jahren nicht genutzt», sagte Maurus. Der Verlust sei daher zu verkraften.

Die bodenberührende Besatzmuschelfischerei auf wilde Jungmuscheln wird eingestellt. Die kleinen Muscheln müssen künftig allein von den Saatmuschelgewinnungsanlagen kommen. Das sind eine Art von schwimmenden Netzen.

Bei deren Verlagerung besteht aber künftig eine deutlich höhere Flexibilität. Zudem wurde die Laufzeit der Genehmigungen bis zum 31. Dezember 2043 verlängert, was den Betrieben den Angaben zufolge eine außergewöhnlich langfristige Planungssicherheit bietet.

Stabile Erträge im vergangenen Jahr

Für 2024 zogen die Erzeuger eine insgesamt zufriedenstellende Bilanz. So konnten den Angaben zufolge trotz schwieriger Rahmenbedingungen stabile Erträge erzielt werden. Insgesamt wurden nach Angaben des Vorsitzenden der Erzeugergemeinschaft, Heinz Maurus, rund 15.000 Tonnen angelandet. Die Qualität der Sylter Miesmuscheln war demnach durchweg hoch. 

Doch auch 2024 standen die Muschelzüchter auf Sylt vor erheblichen Herausforderungen, die ihren Angaben zufolge langfristig die Zukunft der Branche beeinflussen könnten. Ein Problem ist demnach der zunehmende Verlust an geeigneten Standorten für die Aufzucht von Muschelsaat. 

Ein weiteres Problem ist die marode Infrastruktur des Hörnumer Hafens – der zentrale Standort für die Sylter Muschelfischerei. Diese ist seit Jahren in einem kritischen Zustand. Aufgrund dieser widrigen Bedingungen mussten die Betriebe demnach in den vergangenen Jahren weit über hunderttausend Euro in eigene Infrastruktur investieren. 

Muschelzüchter blicken zuversichtlich auf die jetzige Saison 

Auf diese Saison blicken die Muschelfischer eigenen Angaben zufolge zwar mit Vorsicht, aber auch mit Zuversicht auf die kommende Saison. Der Fokus liege weiterhin auf Qualität, Regionalität und nachhaltigem Ressourceneinsatz. «2025 haben unsere Muscheln erneut einen hervorragenden Fleischanteil von mehr als 30 Prozent», sagte der 2. Vorsitzende der Erzeugerorganisation, Torben Wagner. «Daher sehen wir einer positiven Saison entgegen.» 

Maurus ergänzte, dass dieses Jahr eine Erntemenge von etwa 17.000 Tonnen Miesmuscheln erwartet werde. Der Grund: Die Saison sei früher losgegangen, weil es wärmer gewesen sei und es Ausnahmegenehmigungen zum früheren Erntebeginn gebe.

Nachhaltige Muschelzucht vor Sylt

Die Miesmuschelzucht vor Sylt ist nach Angaben der Erzeugergemeinschaft eine umweltschonende Form der Aquakultur, die den Wildfang ersetzt und das Ökosystem Wattenmeer schont. Die Zucht beginnt mit wilden Muschellarven, die sich an den Saatmuschelgewinnungsanlagen in der Nordsee – vor allem bei Büsum und Hörnum – ansiedeln. 

Nach etwa drei Monaten werden die jungen Saatmuscheln auf lizenzierte Bodenkulturflächen im Wattenmeer bei Sylt, Föhr und Amrum gebracht.
Dort wachsen sie über zwei bis vier Jahre zur Konsumreife heran.