Frauen verdienen immer noch deutlich weniger als Männer

Frauen erhalten in Deutschland weiterhin durchschnittlich geringere Stundenlöhne als Männer. Im vergangenen Jahr verdienten sie im Schnitt 20,05 Euro pro Stunde und damit 4,31 Euro oder 18 Prozent weniger als Männer (24,36 Euro), wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Foto: Annette Riedl/dpa

Es wird etwas besser, von einer Gleichbehandlung ist Hamburg aber noch weit entfernt. Mit durchschnittlich 18 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen arbeiten Frauen umgerechnet 66 Tage pro Jahr umsonst. 2021 lag die Lohndifferenz sogar bei 21 Prozent.

Frauen verdienen in Hamburg immer noch deutlich weniger als Männer, allerdings hat sich der Abstand im vergangenen Jahr etwas verringert. 2022 erhielten Frauen im Schnitt pro Stunde 22,19 Euro brutto, Männer 27,15 Euro, wie das Statistikamt Nord am Montag mitteilte. Das sogenannte unbereinigte Gender Pay Gap betrug somit 4,96 Euro pro Stunde beziehungsweise 18 Prozent. Im Jahr 2021 lag der Unterschied nach Angaben der Statistiker zum Equal Pay Day noch bei 5,68 Euro pro Stunde beziehungsweise 21 Prozent. Bundesweit lag das unbereinigte Gender Pay Gap sowohl 2021 als auch 2022 bei durchschnittlich 18 Prozent.Für Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla ein Unding: «Die geschlechterspezifische Entgeltlücke stellt nicht nur ein aktuelles Problem für Frauen dar, sondern hat auch Auswirkungen auf ihr Armutsrisiko im Alter.» Es sei daher unerlässlich, «dass wir uns gemeinsam dafür einsetzen, dass Frauen nicht länger benachteiligt werden». Wichtige Instrumente seien dabei Tarifverträge und Mitbestimmung. Überdies müsse die Arbeit, die vor allem von Frauen gemacht werde, besser bezahlt werden.

«Die Entlohnung und die Arbeitsbedingungen in den Bereichen Handel, Gastro, Gesundheit, Erziehung und Soziales müssen verbessert werden, um die geschlechterspezifische Entgeltlücke zu schließen, aber auch dem Fachkräftemangel dort zu begegnen», betonte Chawla. Dazu gehöre auch eine grundlegende Reform der Minijobs. «Minijobs locken Frauen in eine gefährliche, prekäre Beschäftigungsfalle.» Chawla forderte vom rot-grünen Senat eine Beratungsstelle, «um die Betroffenen nicht allein zu lassen».

Der Sozialverband Hamburg (SoVD) erinnerte an das Urteil des Bundesarbeitsgerichts vom Februar zur Lohngerechtigkeit von Frauen und Männern. «Arbeitgebende dürfen nicht vom Prinzip «Gleicher Lohn für gleiche Arbeit» abweichen und dem männlichen Kollegen ein höheres Gehalt zahlen – nur, weil dieser mehr gefordert hat», erklärten der Landesvorsitzende Klaus Wicher und die Landesfrauensprecherin Susanne Langhagel. Das Erfurter Urteil komme einem Grundsatzurteil gleich. «Ein ermutigendes Zeichen für die Entgeltgleichheit und entsprechende Forderungen in Betrieben, in denen individuelle Löhne ausgehandelt wurden.»

Die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion, Mareike Engels, betonte: «Mit durchschnittlich 18 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen arbeiten Frauen in Deutschland umgerechnet 66 Tage pro Jahr umsonst.» Doch während sich die einen gegen diese Diskriminierung einsetzten, engagierten sich andere für ein Verbot geschlechtergerechter Sprache, sagte sie in Richtung CDU-Opposition. Die Frauenexpertin des Grünen-Landesvorstands, Cornelia Bartsch, erinnerte an die vielen Frauen in der Care-Arbeit, «von der die Gesellschaft in der Pandemie kurzzeitig begriffen (und dann sehr schnell wieder vergessen) hat, dass ohne sie das System zusammenbricht».

Nach Einschätzung des Statistikamts Nord ist der Verdienstabstand vor allem darauf zurückzuführen, dass Frauen in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird. Hinzu komme, dass 39 Prozent aller Frauen in Teilzeit arbeiteten, was auch mit geringeren durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten einhergehe. Gleiches treffe jedoch nur auf 14 Prozent der Männer zu.

Der Equal Pay Day symbolisiert die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern. Je früher im Jahr dieser Aktionstag für Lohngerechtigkeit stattfinde, desto geringe sei die Lohnungleichheit. In diesem Jahr findet er wie schon 2022 am 7. März statt.