
Bad Kleinen/Lübeck (dpa) – Am noch immer unvollendeten Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer eins wird wieder gearbeitet. In Westmecklenburg begannen am Freitag die Arbeiten zur Modernisierung und Elektrifizierung der rund 60 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern und Lübeck in Schleswig-Holstein. Ursprünglich sollte die gesamte Trasse von Lübeck über Rostock bis Stralsund durchgehend zweigleisig und für 160 km/h ausgebaut werden. Weil der Bund später die Notwendigkeit dafür nicht mehr sah, fiel das Projekt aus dem Bedarfsplan.
Wie Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Wolfgang Blank (parteilos) beim symbolischen ersten Spatenstich erklärte, sorgt der nun begonnene Ausbau der Teilstrecke insbesondere für eine bessere Verbindung zwischen Lübeck und Schwerin. «Mit dem heutigen Baustart kommen wir bei einem zentralen Schienenprojekt für Mecklenburg-Vorpommern einen großen Schritt voran. Die neue Verbindung bringt kürzere Fahrzeiten im Nahverkehr und stärkt die Rolle unseres Landes im europäischen Güterverkehr», zeigte sich Blank überzeugt. Die Elektrifizierung sei zudem ein wichtiger Schritt hin zu einem klimafreundlichen und leistungsfähigen Bahnverkehr.
Verbesserungen für Personennah- und Güterverekehr
Bei dem Streckenausbau wird bei Gallentin nahe Bad Kleinen eine sogenannte Verbindungskurve errichtet. Damit soll es künftig möglich sein, mit dem Zug zwischen Lübeck und Schwerin zu fahren, ohne dass wie bisher Züge in Bad Kleinen wenden oder die Passagiere umsteigen müssen. Die Arbeiten sollen 2028 abgeschlossen sein. «So wächst die Metropolregion Hamburg weiter zusammen – gleichzeitig entstehen neue, bedarfsgerechte Verkehrsanbindungen in Nordwestmecklenburg und Schwerin», erklärte Blank.
Neben kürzeren Fahrzeiten und einer stabileren Taktung im Nahverkehr stärke das Projekt auch den Güterverkehr. Die neue Trasse entlaste den Bahnknoten Hamburg und schaffe zusätzliche Kapazitäten auf dem Ostkorridor in Richtung Süddeutschland und Osteuropa, berichtete der Minister. Allerdings ruhten die Bauarbeiten während der Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin im Zeitraum August 2025 bis April 2026 weitestgehend, um Zugumleitungen von Hamburg über Lübeck, Bad Kleinen und Rostock nach Berlin zu ermöglichen.
Anbindung an künftige Fehmarn-Belt-Querung
Laut Bahn soll Westmecklenburg in fernerer Zukunft über diese Strecke an die geplante feste Fehmarn-Belt-Querung angebunden werden. Die Querung über die von Küste zu Küste etwa 20 Kilometer lange Meerenge wird laut Bundesverkehrsministerium aus einer zweigleisigen elektrifizierten Eisenbahnstrecke und einer vierstreifigen Straßenverbindung bestehen. Sie soll Puttgarden auf der Insel Fehmarn in Deutschland mit Rødby auf der Insel Lolland in Dänemark über einen Tunnel verbinden. Nach derzeitiger Planung soll sie 2029 in Betrieb genommen werden. Offizieller Baustart war der 1. Januar 2021.
Wirtschaft hofft auf bessere Einbindung Schwerins in ICE-Netz
Die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin begrüßte den Baustart. Die Wirtschaft in Westmecklenburg habe sich viele Jahre lang intensiv für diese Infrastrukturmaßnahme eingesetzt. «Sie verbessern die Anbindung für Berufspendler ebenso wie die Bedingungen für den Güterverkehr. Der Ausbau stärkt die Region als Standort im nationalen und internationalen Bahnverkehr. Jetzt gilt es, das Tempo hochzuhalten und weitere notwendige Schritte im Blick zu behalten», erklärte IHK-Präsident Matthias Belke.
Perspektivisch müsse die Strecke durchgehend zweigleisig ausgebaut werden, um auch für Fernverkehrsverbindungen infrage zu kommen. «Wir erwarten ein klares Bekenntnis von DB Fernverkehr zur langfristigen Stärkung der Verbindung Berlin–Schwerin. Bund, Land und auch die Landeshauptstadt selbst sind gefordert, den politischen Weg dafür zu ebnen. ICE-Züge zwischen Kopenhagen, Lübeck, Schwerin und Berlin dürfen keine Vision bleiben», betonte Belke.