
Stuttgart (dpa) – Sebastian Hoeneß flippt nicht aus. Er sieht auch keinen Grund für einen rauen Ton. Der Coach behält auch in der Ergebniskrise des VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga seine besonnene Art bei. Die Stimmungslage und Einsatzbereitschaft seiner Mannschaft aber beobachtet Hoeneß nach zehn Ligaspielen mit nur einem Sieg genau. «Die Antennen sind oben, das ist doch klar», sagte der VfB-Trainer vor dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli am Samstag (15.30 Uhr/Sky).
Hoeneß sieht richtige Einstellung: «Fällt mir schwer, draufzuhauen»
Aber er habe beim 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim am vergangenen Freitag keine Mannschaft gesehen, die in einer Form «unkonzentriert war, arrogant, lax», erklärte Hoeneß, der mit seiner Elf ins Tabellen-Mittelfeld abgerutscht ist. «Dann fällt es mir schwer, Aktionismus zu betreiben und in irgendeiner Form draufzuhauen.» Er nehme eine «angemessene Stimmungslage» wahr.
Beim FC St. Pauli, das den Klassenerhalt am Samstag praktisch perfekt machen kann, soll nun endlich ein nächster Erfolg her. Mit «Stil und Anstand» möchten die Schwaben die Bundesliga-Saison zu Ende bringen, wie Hoeneß schon nach der Heidenheim-Enttäuschung sagte. Zudem gilt es die Zuversicht vor dem Alles-oder-Nichts-Auftritt im DFB-Pokalfinale gegen Arminia Bielefeld wieder zu stärken.
Hoeneß ist überzeugt von seinem Weg
Momentan sei es wichtig, der Mannschaft zu vertrauen, sehr genau zu beobachten, wie sie sich präsentiere und sich gut vorzubereiten. «Dann werden wir das Ding drehen. Davon bin ich fest überzeugt. Auch von diesem Weg bin ich überzeugt», sagte Hoeneß.
Die Leistungen seien über «weite Strecken» gut gewesen. «Es waren mehr Punkte drin, das dürfen wir nicht leugnen», stellte Hoeneß klar. Ein Sieg in der Liga gelang seit Anfang Februar aber nur beim deutlichen 4:0 gegen den wahrscheinlichen Absteiger VfL Bochum.
Aus Populismus Dinge zu machen, führe aus seiner Sicht nicht zu besseren Ergebnissen, argumentierte Hoeneß. «Das führt zu Unruhe und Unsicherheit.» Er sehe eine Mannschaft, «die alles gibt». Beim 2:2 in Kiel Anfang März sei er dagegen mit der Leistungsbereitschaft nicht einverstanden gewesen. Da habe er reagiert.
Hoeneß muss sich beweisen
Auch jetzt ist der Coach gefragt. Bei seiner ersten Bundesliga-Station in Hoffenheim war es ihm nicht gelungen, die Mannschaft aus einem Negativstrudel zu befreien. In seinem zweiten Hoffenheim-Jahr rutschte er mit seinem Team so weit ab, dass er am Ende der Saison 2021/22 gehen musste. Das ist in Stuttgart absolut kein Thema. Im Gegenteil.
Ohne Frage hat Hoeneß beim VfB enorm viel bewirkt. Er hat seinen Vertrag bis 2028 – und ohne Ausstiegsklausel – verlängert. Das Bundesliga-Tief in der Saison nach der herausragenden Vizemeisterschaft bringt geringe Sorgen mit sich – verglichen mit der Abstiegsangst und der Unruhe im Verein, bevor Hoeneß übernahm. Und das Pokalfinale gibt es ja auch noch.
Der aktuelle Trend geht natürlich auch an der Mannschaft nicht spurlos vorbei. Dass die Stimmung im Team momentan besser sein könnte, sei «nachvollziehbar und menschlich», sagte Hoeneß. Er erlebe die Mannschaft aber «in keinster Wiese niedergeschlagen».
«Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken», sagte Hoeneß. «Wir müssen positiv bleiben.» Nach sechs Heimniederlagen in der Liga in Serie habe seine Elf «zum Glück» nun ein Auswärtsspiel.