
Hamburg (dpa/lno) – Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Gewerkschaft Verdi zu weiteren Warnstreiks in Hamburg aufgerufen. Den zweiten Tag in Folge sollen am Freitag die Beschäftigten in den Asklepios-Kliniken und der Universitätsklinik Eppendorf die Arbeit niederlegen. Die Mitarbeiter in Kitas und Behinderten-Einrichtungen sollen es ihnen gleichtun, sofern die Betreiber – wie etwa die Elbkinder oder Fördern & Wohnen – zum Verband für öffentliche Arbeitgeber AVH gehören.
Schwerpunkt Frauenberufe
Zum Streik aufgerufen seien alle sogenannten Frauenberufe im öffentlichen sozialen Dienst, sagte eine Verdi-Sprecherin. Anlass seien der Equal Pay Day am Freitag und der Internationale Frauentag am Samstag. Der Equal Pay Day macht jährlich auf die geschlechtsspezifische Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam und gibt symbolisch den Tag an, bis zu dem Frauen über das aktuelle Jahr hinaus arbeiten müssten, um auf das durchschnittliche Jahresgehalt von Männern zu kommen.
Warnstreik bei der Stadtreinigung geplant
Für Samstag bis Montag kündigte Verdi einen weiteren Warnstreik bei der Stadtreinigung Hamburg an. Am Samstag sollen die Recyclinghöfe, die Straßenreinigung und die Containerabfuhr erheblich eingeschränkt sein. Am Montag sollen die Mülltonnen nicht geleert werden. «Ohne uns bleibt Hamburg im Müll stecken», erklärte Verdi. Mitarbeiter der Hamburger Stadtreinigung hatten bereits Ende Februar die Arbeit niedergelegt.
Verdi-Kundgebung kleiner als erwartet
Für Donnerstag hatte die Gewerkschaft die Beschäftigten in insgesamt zehn Hamburger Krankenhäusern zum Warnstreik aufgerufen. Nach Angaben von Verdi versammelten sich rund 1.100 Teilnehmer auf dem Hamburger Gänsemarkt. 1.500 Beschäftigte hätten die Arbeit niedergelegt. «Wir sind mit der Beteiligung gut zufrieden», sagte die Verdi-Sprecherin. Die Operationssäle seien geschlossen, es fänden nur unaufschiebbare Operationen statt. Die Polizei gab die Teilnehmerzahl mit 750 an. Das waren halb so viele wie ursprünglich erwartet.
Operationen verschoben
Von den Asklepios-Kliniken hieß es, die Auswirkungen des Warnstreiks auf die Patientenversorgung und die betrieblichen Abläufe seien eher gering. In einigen Fällen hätten geplante Operationen oder Behandlungen verschoben werden müssen. Die Notfallversorgung sei aber zu jedem Zeitpunkt sichergestellt. Mit sieben Standorten ist Asklepios der größte Krankenhausbetreiber in Hamburg. Auch im UKE wurden nach Angaben einer Sprecherin nicht dringliche Operationen verschoben.
Keine Physio- und Ergotherapie
Die ebenfalls betroffene Endo-Klinik des Helios-Konzerns teilte dagegen mit, Untersuchungen hätten wie geplant stattgefunden. Auch nicht dringliche Operationen seien durchgeführt worden. Ein Sprecher der Schön-Klinik Eilbek erklärte: «Eine überschaubare Anzahl von Mitarbeitenden hat sich entschieden, dem Streikaufruf zu folgen.» Planbare Operationen seien verschoben worden. In einigen Therapiebereichen der Ambulanzen, etwa der Physio- und Ergotherapie sei es zu Ausfällen gekommen.
Verdi hatte in zehn Krankenhäusern die Beschäftigten in Pflege, Röntgen-Abteilungen, zentralen Notaufnahmen, Intensivstationen, Kreißsälen, Laboren und anderen Bereichen zum Warnstreik aufgerufen. Rund 20.000 Krankenhaus-Mitarbeiter, aber nicht die Ärzte, sind laut Verdi in Hamburg von dem Tarifstreit betroffen.
Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn
Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro monatlich für die insgesamt 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen in Deutschland. Für die Arbeit zu belastenden und ungünstigen Zeiten soll es höhere Zuschläge geben. Außerdem fordert die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben diese Forderungen als nicht finanzierbar zurückgewiesen.